
Thema „Volllzeitmutter aus Überzeugung“
1. Wann haben Sie Ihre Berufung als Vollzeitmutter erkannt?
Die Erkenntnis, dass ich Vollzeitmutter sein möchte, hat sich langsam entwickelt. Lange Zeit war das undenkbar für mich. Als Kind zweier (Teilzeit) berufstätiger Juristen und noch dazu selber zielstrebig und ehrgeizig, dachte ich sehr lange, als kluge fleißige Frau müsse man der Welt zeigen, was man alles drauf hat bzw. Dass man alles erreichen kann, was man nur will. Erst durch meine Ehe und spätestens mit der Geburt unseres ersten Sohnes wurde mir klar: Wir Frauen können zwar heutzutage sehr viel, aber nicht alles gleichzeitig. Und für mich hatte dann schnell meine Familie oberste Priorität. Der Blick aufs Kind hat mir gezeigt: diese Arbeit gebe ich sicher niemandem anderen ab!
2. Welche Vorbilder haben Sie geprägt?
Durch meinen Mann hat sich mein Freundeskreis stark vergrößert und ich durfte auch viele große kinderreiche Familien mit Hausfrauen kennenlernen.
Das hat mein falsches Bild von Hausfrauen stark ins Wanken gebracht. Diese Vollzeitmütter haben mich sehr beeindruckt. Und ich habe gesehen, wie glücklich sie und ihre Familien mit diesem „Modell“ sind. Auch das Selbstbewusstsein, das zu tun, was man selbst als gut und richtig erkannt hat, und nicht unbedingt nach außen gefallen zu wollen, hat mir gefallen. Diese Frauen haben mich geprägt und sind nun großteils meine Freundinnen, wofür ich sehr dankbar bin.
3. Was ist das Schöne am Vollzeitmutter sein für Sie?
Das ist schwer zusammenzufassen, da es sehr viel Schönes gibt. Vielleicht die Hingabe an die Liebsten und Nächsten, die für mich extrem erfüllend ist und mich sehr glücklich macht. Das Wissen, ich bin genau an dem Platz, wo ich sein sollte.
Dass ich mir später mal nicht vorwerfen werde: „Hätte ich doch mehr Zeit mit meinen Kindern verbracht…“ Ich investiere in meine engsten Beziehungen, in die Liebe. Mir gefällt auch, dass dieser Job ein „unsichtbarer“ ist, für den man keinen großen Applaus bekommt, man ist also intrinsisch motiviert. Aber Gott sieht jeden meiner Handgriffe, jedes Aufstehen in der Nacht, jedes Lächeln trotz Müdigkeit.
Außerdem ist es der Beruf, den auch die Mutter Gottes ausgeübt hat!
4. Welche wichtige gesellschaftliche Funktion übernimmt eine Mutter?
Sie formt die Träger der Gesellschaft der nächsten Generation. An ihr liegt es, psychisch gesunde Kinder großzuziehen, ihnen zu zeigen, wie Familie gut funktioniert. Sie vermittelt ihnen Werte wie Treue, Beständigkeit, Vertrauen… Im Grunde versuche ich, meine Kinder zu guten, heiligmäßigen Menschen zu erziehen.
5.Was sagen Sie Frauen, die sich dieses Lebensmodell nicht leisten können oder nicht finanziell vom Mann abhängig sein wollen?
Das sind 2 ganz verschiedene Punkte. Leisten: Hat viel damit zu tun, wie ich meine Prioritäten setze, welchen Lebensstandard ich will. (Braucht jedes Kinder ein Einzelzimmer und ein iPhone?) Aber tatsächlich haben wir ein System, das Vollzeitmütter benachteiligt.
Abhängig: wenn man seinem Mann (und umgekehrt!) nicht vertrauen kann/will (nicht nur im finanziellen Sinn!), dann sollte man sich überlegen, vielleicht doch nicht zu heiraten. Drum prüfe, wer sich ewig bindet...
6. Hat der Beruf Vollzeitmutter in Ihrem persönlichen Leben ein Ablaufdatum? Werden Sie, wenn die Kinder erwachsen sind, direkt die Eltern und Enkel betreuen, so wie es oft auf dem Land üblich ist, oder planen Sie, in Ihrem Lernberuf noch etwas zu arbeiten? Im Moment ist das für mich nicht absehbar. Ich bin flexibel, das schätze ich an meinem Beruf sehr. Ich kann mir vorstellen mich dort zu engagieren, wo ich helfen kann, ob das nun Erwerbstätigkeit ist oder ehrenamtlich.
7. Der katholische Familienverband weiß um die wichtige gesellschaftliche und soziale Rolle einer Vollzeitmutter. Der Verband setzt sich für die Wahlfreiheit der Mütter zwischen Betreuungsangebot und daheim bleiben ein. Was wäre nach Ihrer Meinung ein faires Angebot der Politik?
Steuererleichterung für Familien! Damit wird auch gewährleistet, dass man nicht einfach ein Kind bekommt, um zu kassieren, sondern es werden die fleißigen unterstützt.
Und eine Pension für Vollzeitmütter, vielleicht abhängig von der Anzahl der Kinder.
Eine US-Studie hat unlängst ausgerechnet, dass eine Hausfrau im Schnitt 100 Stunden pro Woche arbeitet, das sind 2,5 Vollzeit Jobs. Es ist einfach lächerlich, dass diese Arbeit nicht als solche gesehen wird.